Über die Übertragungswege von SARS-CoV-2 gibt es eine umfangreiche Literatur. Im Wesentlichen werden zwei Übertragungswege unterschieden: Luftweg und Kontaktübertragung über kontaminierte Flächen.
Luftweg
Die Übertragung erfolgt durch grössere Tröpfchen und kleine Aerosole, welche von einer Person durch Atmen, Husten, Sprechen, Singen und Niesen auf eine andere Person übertragen wird, welche die Tröpfchen oder Aerosole einatmet.
Tröpfchen fallen relativ schnell zu Boden, während Aerosole relativ lange in der Luft «stehen bleiben». Was heisst «relativ»?
Die Atemluft besteht aus Tröpfchen zwischen 0.2-20 µm. [1] Man kann zeigen, dass es bei einer 175 cm grossen Person circa 20 Sekunden dauert, bis die grossen Atem-Tröpfchen zu Boden gefallen sind. Die kleinen Aerosole erreichen den Boden erst nach sehr, sehr langer Zeit (Tagen). Dies sind theoretische Betrachtungen, welche Umwelteinflüsse wie Temperatur (Verdunstung), Geschwindigkeit der Umgebungsluft und Verschmutzung der Luft nicht berücksichtigen.
Beim Niessen und Husten sind die horizontalen Geschwindigkeiten der Aerosole viel höher als die Sinkgeschwindigkeit, d.h. während dem Sinkflug werden diese Aerosole auch sehr weit getragen. Im Video unter folgendem Link sind beeindruckende Bilder zu sehen, wie Aerosole bis zu 8m weit getragen werden können. Diese Tröpfchen setzten sich auf Oberflächen ab und können zu Kontaktübertragung führen.
Kontaktübertragung
Die Behörden in der Schweiz, Deutschland und Österreich schliessen daher eine Kontaktübertragung nicht aus:
BAG, Schweiz: Wenn infizierte Personen husten und niesen, gelangen ansteckende Tröpfchen auf ihre Hände oder auf benachbarte Oberflächen. Eine andere Person könnte sich anstecken, wenn sie diese Tröpfchen mit den Händen aufnimmt und anschliessend Mund, Nase oder Augen berührt. [2]
RKI (Robert Koch Institut), Deutschland: Eine Übertragung durch kontaminierte Oberflächen ist insbesondere in der unmittelbaren Umgebung der infektiösen Person nicht auszuschließen [3]
Bundesinstitut für Risikobewertung: Weiterhin kann eine Übertragung über Kontakt- oder Schmierinfektionen nicht ausgeschlossen werden. Hierbei gelangen Erreger, die sich auf den Händen befinden, an die Schleimhäute der Nase oder des Auges, wo sie zu einer Infektion führen können [4]
Österreichisches Gesundheitsamt: Das neuartige Corona Virus kann zudem an der Haut und auf Gegenständen (z.B. Türklinken, Telefon) haften und über Hände übertragen werden (Schmierinfektion) – insbesondere, wenn Hände mit Viruspartikeln in Kontakt mit den Augen, der Nasen- oder der Mundschleimhaut geraten. [5]
Wie lange bleiben Viren, welche via Tröpfchen auf Oberflächen gelangen, infektiös?
Die vielzitierte Referenzliteratur [6] zu diesem Punkt ist unter folgendem Link zu finden. Die Autoren haben untersucht wie lange SARS-CoV Viren auf verschiedenen Materialien infektiös bleiben. Hierbei wurden Kupfer, Karton, rostfreier Stahl und Plastik untersucht. Ebenfalls wurden die reinen Aerosole in der Luft untersucht. Die Zusammenfassung der Ergebnisse ist in den folgenden Grafiken zu sehen:
Das Ergebnis der Studie in kurzen Worten:
- SARS-CoV Viren blieben in der Luft über die gesamte Experiment-Dauer von 3 Stunden infektiös.
- Auf den getesteten Materialien blieben die Viren bis 72 Stunden infektiös, obwohl sich die Virenlast über die Zeit signifikant verringert.
- Auf Kupfer und Karton verringert sich die Virenlast schneller als auf Plastik oder rostfreiem Stahl
Literatur
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/217048/SARS-CoV-2-und-Aerosole-(1)-Was-wir-bis-heute-wissen
- https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/ausbrueche-epidemien-pandemien/aktuelle-ausbrueche-epidemien/novel-cov/information-fuer-die-aerzteschaft/schutzmassnahmen.htmlübertragung
- Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19 Stand: 19.4.2021
- https://www.bfr.bund.de/cm/343/kann-das-neuartige-coronavirus-ueber-lebensmittel-und-gegenstaende-uebertragen-werden.pdf
- https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/immunsystem/coronavirus-covid-19/uebertragung
- Aerosol and Surface Stability of SARS-CoV-2 as Compared with SARS-CoV-1, N Engl J Med 2020; 382:1564-1567